Na wie ist dein trial? (Teil 2)


Trial bedeutet übersetzt auch Versuch, Prüfung oder Prozess.

Also wie ist mein Versuch?

Ich habe versucht, einen Trail zu finden, der eine machbare Länge aufweist und nicht zu viele Höhenmeter. Er sollte von der Jahreszeit her gut gelegen sein, sprich in den Urlaubsplan passen, temperaturmäßig gerne im Frühjahr, wo heftige Schweißausbrüche eher die Ausnahme sind. Ich wollte Shelter, Plumpsklos und Wasser und alle paar Tage eine Trailtown zum Duschen, waschen, einkaufen und schlafen in einem richtigen Bett.

Der Versuch, unter diesen Umständen 1000 Kilometer zu spazieren, hat großartige Chancen auf Erfolg. Mehr als 700 Kilometer liegen nun hinter mir. Der Versuch, während dessen viel Freude und Genuss zu erleben war bisher ebenfalls sehr erfolgreich 🙂 Ich gehe irgendwie einfach gerne spazieren. Nicht nur, aber auch.

Und wie ist mein Prozess?

Es läuft. Die ersten drei Tage habe ich Abstand gewonnen und bin in eine andere Welt eingetaucht. Gewohnt und neu, fremdartig und doch irgendwie vertraut. Es ging sehr schnell. 

Die ersten drei Wochen habe ich viel verdaut und einiges Alte losgelassen. Teils so gut, dass ich mich gar nicht mehr an alles erinnere. Ich bin oft sehr in mich versunken einfach vor mich hin gegangen. Wann und wo habe ich sonst diese Gelegenheit. Anfangs wurde ich von alten Geistern verfolgt, habe viel geträumt und viel gedacht. Aber auch viel gesungen und gesummt, viele neue Menschen getroffen und teils sehr schnell wieder ziehen oder hinter mir gelassen. Nicht alle, aber die meisten… ein bisschen so wie im ‚richtigen Leben‘ nur im Zeitraffer. 

Gewonnen habe ich ein Stück mehr Gelassenheit und vielleicht mehr Leichtigkeit, die erwähnten neuen zu kleinen Schuhe, die trotzdem ihren Dienst bestmöglich leisten, eine viel zu kleine Thermoleggings für nachts (liebevoll auch ‚Kinderstrumpfhose‘ genannt, in chinesischer Einheitsgröße, also in etwa XXS, schräg rot gestreift… aber leider gab es die letzten 500 Kilometer nichts Besseres, und somit habe ich beschlossen, sie zu mögen und zu ehren…) und natürlich die ebenfalls bereits erwähnten Trail-Legs. 

Die darauf folgenden drei Wochen habe ich meine Diskomfort-Zone stetig erweitert, weniger Insektenspray bei steigender Insektentahl benutzt, und doppelt soviele Lebensmittel geschleppt. Unfassbar viel gegessen und mich in den Towns oft sogar überfressen, bis ich mein neues Maß gefunden habe. Denke ich. Wir sind jetzt in Walpole und ich werde das heute Abend definitiv noch mal überprüfen müssen… ; ) Sogar mit den hygienischen Bedingungen zu besonderen Zykluszeiten komme ich gerade ganz gut klar. Auch wenn es nach wie vor uncool weil suboptimal ist. 

Gestern sind wir zum ersten Mal ans Meer gekommen und es sah von Weitem schon paradiesisch aus. In dem Moment, als ich am Strand stand, wich meine große Skepsis gegenüber allem, was nicht Wald ist, einer unbändigen Freude und Begeisterung. Zum komplett baden war es mir zwar zu windig (optimal zum Kiten), aber mit den Beinen war ich dann schon im Meer. Juhu!!! 

Ja, so geht’s. So Pi mal Auge liegen jetzt wohl noch so 220 Kilometer vor uns und ich bin gespannt, was noch kommt. Jetzt noch ein paar Dünen, Riesenbäume, viele Fliegen, ein paar Inlets und Strände…

Noch gut zwei Wochen für neue Routinen und neue Erfahrungen! Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wieder zurück zu fliegen. Aber das muss ich ja auch noch nicht ; )


4 Antworten zu “Na wie ist dein trial? (Teil 2)”

  1. Hey Bettina, es ist immer wieder schön, von dir zu lesen. Wahnsinn, was schon hinter dir liegt. Ich freue mich auf alle Fälle dich bald wieder zu sehen. Liebe Grüße aus dem herbstlichen Hamburg Kathrin
    P.S. ins Gruselhaus habe ich mich noch immer nicht getraut, aber ein längerer Spaziergang zu zweit steht für heute auch auf dem Plan.

    • Liebe Grüße zurück! 🤗
      Vielleicht traut Ihr Euch ja zu zweit…?! Oder Ihr setzt einfach einen anderen Schwerpunkt. Romantik und Gemütlichkeit ist auch nicht schlecht 😉

  2. …Mit der (fast) geringelten Kinderstrumpfhose assoziiere ich gedanklich Pipi Langstrumpf im Dschungel, naja nicht ganz… Tommy und Annika hätten als Begleitung sicherlich schon längst schlapp gemacht, aber ein Herrn Nilsson stände dir sicher gut zu Gesicht.

    Über 700 Kilometer – wow! Da ist ein Fußbad im Meer ja auch überfälliges Bergfest für die Füße 🙂 Traumhaft sieht es dort aus…

    Liebe Grüße nach Down under!

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